Hallo Welt II

Wir wünschen uns Aufmerksamkeit. 

Zuspruch und Kommentare. 

Möchten uns vergewissern, 

dass wir hier sind, 

beeinflussen können,

unser Handeln Wirkung zeigt. 

Psychologen vertreten die Ansicht, dass die Erwartung von Selbstwirksamkeit ein naturgegebenes Bedürfnis des Menschen ist. Es scheint in uns angelegt, den Lauf der Welt beeinflussen zu wollen, an Ursache und Wirkung festzuhalten, anstatt unser Schicksal Zufall, Glück oder anderen unkontrollierbaren Faktoren zu überlassen.

Ein schneller Weg, unser Bedürfnis nach der Erfahrung von Selbstwirksamkeit zu stillen, ist die Kommunikation in sozialen Netzwerken. Anstatt ins Handeln zu kommen und Veränderungen herbeizuführen, werden wir hier bereits dafür belohnt, darüber zu sprechen.

Der sog. High Performance Cycle von Locke und Latham nimmt an, dass eine hohe Selbstwirksamkeitserfahrung auch hohe Ansprüche an das eigene Handeln nach sich zieht und umgekehrt. Je einflussreicher wir uns also begreifen, desto höher werden auch unsere Erwartungen an unser eigenes Handeln.

Gerade angesichts unseres Verhaltens in den sozialen Netzwerken, stellt sich an diesem Punkt die Frage der Konsequenz. Leisten wir selbst den Ratschlägen folge, die wir online teilen oder erweist sich unser Online- und Offline-Verhalten eher als widersprüchlich?

Ein Abgleich der beiden Kanäle ist nicht nur für unser Selbstbild ertragreich. Die Auswirkungen des paradoxen menschlichen Handelns auf den Planeten werden uns mit jeder Katastrophenmeldung bewusster. Doch anstatt nur die Informationen der Nachrichtenmedien zu reproduzieren, könnten wir den High Performance Cycle für etwas Gutes nutzen. Anstatt Selbstwirksamkeit in der Bestätigung durch Likes zu suchen, könnten wir Online- und Offlinewelt als Ganzes denken. Wir könnten hinterfragen, wofür wir Aufmerksamkeit erzeugen und warum. Für welche Inhalte wir unsere Stimme nutzen. Könnten inspirierende Geschichten erzählen und neue Ideen teilen. Gemeinsam nach Lösungen suchen. 

In Dürrenmatts Drama Die Physiker heißt es „Was alle angeht können nur alle lösen.“ Mit den sozialen Netzwerken haben wir ein Werkzeug zur Hand, mit dem wir gemeinsames Handeln initiieren und tatsächliche Veränderungen herbeiführen können. Fridays For Future ist nur ein Beispiel dafür. Es gilt nur durchzuhalten, selbst wenn gerade keine Schreckensnachricht uns daran erinnert zu Handeln.

Fortsetzung folgt…

Larissa Lenze

Larissa bewegt sich zwischen Menschen, Marken und Medien. Als Kulturwissenschaftlerin und Marketingstrategin beobachtet sie Medien- und Zeitgeschehen und spricht mit Menschen, die es mit besonderen Impulsen bereichern.

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