Es gibt Momente, die einem ein Leben lang in Erinnerung bleiben werden. Einer dieser Momente, begann für mich mit einem Zitat von Fernando Pessoa.
La poésie peut guérir tous les maux. – gedruckt in weißen Lettern auf grünem Hintergrund, begegnete mir dieser Satz erstmals auf einem unscheinbaren Plakat am Rande des rechten Seine-Ufers. Es war ein ruhiger Sonntagnachmittag, an dem ich bei strahlendem Sonnenschein unter der Decke des blauen Septemberhimmels durch die Gassen des Marais schlenderte. Im ersten Moment schien das Zitat nichts als eine poetische Inspiration, die für die anstehenden Vorstellungen des Théatre de la ville Paris – des Pariser Stadttheaters – werben sollte. Ein paar Schritte weiter entdeckte ich dann, was sich tatsächlich dahinter verbarg. Zahlreiche kleine Tische schmückten die Promenade des Rive Droite. Jeder umstellt von ein paar Stühlen und besetzt mit einer Person im weißem Kittel und mindestens einem oder einer Passierenden. Eine medizinische Beratung unter freiem Himmel? An einem Sonntagnachmittag? Ein zweites Schild klärte meine Verwunderung.


Das Spektakel vor meinen Augen nannte sich ‚Les Consultations‘ – ein Format in dem Künstler*innen den Spazierenden eine individuelle, 20-minütige poetische, musikalische oder tänzerische Beratung anboten, um ihnen ein akutes Leiden zu erleichtern. Entwickelt von Regisseur Emmanuel Demarcy-Mota und Autor Fabrice Melquiot wurde jede Beratung von der einfachen Frage eingeleitet: „Wie geht es Ihnen?“


Ich erinnerte mich an ein Buch, dass ich wenigen Wochen zuvor gelesen hatte. In ‚Art as Therapy’ schreiben Alain de Botton und John Armstrong über die therapeutische Kraft der Kunst. Ihnen zufolge kann Kunst dabei helfen, mit den Spannungen und Unsicherheiten, die uns im Leben begegnen umzugehen. Indem wir sie schaffen, können wir Momente bewahren, die uns wichtig sind und Gefühle ausdrücken, die uns bewegen. Indem wir ihr begegnen, finden wir Fokus, fühlen uns verstanden und weniger allein.
La poésie peut guérir tous les maux.
Die Poesie kann alle Übel heilen.
Fernando Pessoa
Art as Therapy
There are moments that will remain in your memory for a lifetime. One of these moments began for me with a quote from Fernando Pessoa.
Poetry can heal all ills. Printed in white letters on a green background, I first encountered this sentence on an inconspicuous poster on the right bank of the Seine. It was a quiet Sunday afternoon, and I was strolling through the alleys of the Marais under the blue September sky, basking in the bright sunshine. At first glance, the quote seemed to be nothing more than poetic inspiration intended to promote the upcoming performances at the Théâtre de la Ville Paris – the Paris City Theatre. A few steps further on, I discovered what was actually behind it. Numerous small tables adorned the Promenade des Rive Droite. Each one was surrounded by a few chairs and occupied by a person in a white coat and at least one passer-by. A medical consultation in the open air? On a Sunday afternoon? A second sign clarified my astonishment.
The spectacle before my eyes was called “Les Consultations” – a format in which artists offered passers-by an individual, 20-minute poetic, musical or dance consultation to alleviate their acute suffering. Developed by director Emmanuel Demarcy-Mota and author Fabrice Melquiot, each consultation began with the simple question: ‘How are you?’
I remembered a book I had read a few weeks earlier. In Art as Therapy, Alain de Botton and John Armstrong write about the therapeutic power of art. According to them, art can help us deal with the tensions and uncertainties we encounter in life. By creating it, we can preserve moments that are important to us and express feelings that move us. By encountering it, we find focus, feel understood and less alone.
La poésie peut guérir tous les maux.
Poetry can cure all ills.
Fernando Pessoa
[…] dass wir immer auch uns in dem wiederfinden, was wir betrachten (eine These, die u.a. im Buch Art as Therapy von Alain de Botton und John Armstrong ausgeführt wird, das ich sehr empfehlen […]